Die Piraten des Kaisers

Das erste aufgebrachte Passagierschiff:

Die Prise "Appam"

Die Appam

Das englische Passagierschiff "Appam"

Am 16. Januar 1916 wurde durch die "Möwe" der englische Passagierdampfer "Appam" in der Nähe der Canaren (Kanarische Inseln) durch Zeigen der Kriegsflagge und einem Warnschuss vor den Bug gestoppt. Dennoch versuchten an Bord befindliche Soldaten das Bordgeschütz in Stellung zu bringen. Ein weiterer Warnschuss über die Köpfe der Geschützmannschaft und einige Gewehrschüsse brachten die englischen Soldaten jedoch zur Vernunft. Die Besatzungen der zur "Appam" geschickten Boote kamen aus dem Staunen nicht heraus: 20 Deutsche, darunter drei Frauen, und acht Kriegsgefangene von der Kameruner Schutztruppe waren an Bord; sie jubelten über die überraschende Befreiung. Freunde war bei den vier englischen Offizieren, 20 Matrosen und Seesoldaten sowie 160 Passagieren, darunter die bisherigen Gouverneure der englischen Kolonien Sierra Leone und Nigeria, nicht festzustellen, nur pure Angst. Schuld daran waren die infamen englischen Propagandalügen, die Deutschen würden erbarmungslos alles abschlachten, was ihnen die die Hände fiele.

Der Dampfer "Appam" war 7800 Tonnen groß, er gehörte zur Elder Dempster Linie und hatte 148 Mann Besatzung, darunter 103 Inder. Als Ladung hatte die "Appam" wertvolles Palmöl, Gummi, Copra usw. an Bord. Der größte Fund waren jedoch sechzehn Kisten mit Gold aus südafrikanischen Goldminen.

Graf zu Dohna entschloss sich, die "Appam" nach Nordamerika zu schicken. Die Vereinigten Staaten waren zu der Zeit noch neutral und durften insofern den gekaperten Dampfer nicht an England ausliefern. Ein Verbleib der Passagiere an Bord der "Möwe" war nicht möglich, da die Feindfahrten fortgesetzt werden sollten.

Zum Kommandanten der "Appam" wurde Leutnant z. S. der Reserve Berg ernannt, ein erfahrener Kapitän der Handelsmarine. Die Besatzung bestand aus 20 Soldaten der "Möwe" und 17 weiteren Deutschen. Hierunter befand sich auch Max Otto Heinemann. Ich habe bisher nicht klären können, ob er zur Stammbesatzung der "Möwe" gehörte oder einer der von den Engländern genommenen Gefangenen der Schutztruppe war. Möglicherweise gehörte er zu den Letzteren, denn er hatte vorher auf dem Leichten Kreuzer "Königsberg" gedient, der als Blockadebrecher Weltruhm erlangte und 1915 durch Selbstversenkung in der Flußmündung des Rufiji endete. Die Besatzung der "Königsberg" beteiligte sich danach an der Verteidigung Deutsch-Ostafrikas.

Leutnant Berg hatte den Befehl, wenn möglich, den nordamerikanischen Hafen Newport News anzulaufen, um sich dort den bereits ankernden Hilfskreuzern "Eitel Friedrich" und "Kronprinz Wilhelm" anzuschließen. Die Kriegsflagge sollte erst innerhalb der amerikanischen Hoheitsgewässer gesetzt werden, danach sollte energisch auf die Durchführung des Freundschaftvertrages zwischen Nordamerika und Preußen bestanden werden. Bei einer eventuellen Meuterei an Bord sollte das Schiff ohne Rücksicht auf Passagiere versenkt werden. Hierzu sollte eine Wasserbombe auf der Brücke bereit gehalten werden (Einstellung 3 Minuten).

Neben den Passagieren der "Appam" wurden auch 170 Besatzungsmitglieder der bisher gekaperten Schiffe, z. B. die der "Clan McTavish", mit an Bord genommen. Insgesamt waren damit 400 Inhaftierte an Bord. Auf der "Möwe" verblieben die aktiven 54 englischen Offiziere und Mannschaften sowie 103 Inder, die als Aushilfe in der Machine und Kohlentrimmer eingesetzt wurden.

Die Prisenmannschaft

Private Mailing Card, 1916 (M. O. Heinemann, oben rechts)

Während der Fahrt nach Newport News bewegten sich die Engländer frei an Bord. An allen neuralgischen Stellen standen allerdings deutsche Posten. Es kam jedoch zu keinen Zwischenfällen. Die "Appam" lief in Newport News ein.

Prisoner of war

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